Wasserstoffbagger erklärt – Alles über Technik, Einsatz & Zukunft

Bagger, die mit Wasserstoff betrieben werden – bald auf allen Baustellen? Hersteller wie Hyundai, JCB und Liebherr investieren bereits in die neuen Wasserstofftechnologien. Aber wie funktionieren Wasserstoff-Bagger und welche Zukunft haben sie?

Wasserstoffbagger arbeitet auf der Baustelle © Petair / stock.adobe.com

Im Jahr 2023 erhielt JCB erstmals die Genehmigung, seine neuen Wasserstoff-Verbrennungsmotoren in Großbritannien zu testen. Seitdem hat sich viel getan: Auf der Bauma 2025 präsentierte Hyundai mit dem HW155H einen optimierten Wasserstoff-Bagger. In nur zwei Jahren haben sich alternative Antriebstechnologien für Baumaschinen rasant weiterentwickelt. Strengere Emissionsvorschriften und steigendes Bewusstsein für nachhaltiges Bauen machen alternative Energieträger wie Wasserstoff und Batterietechnologien zunehmend relevant. Doch sind Bagger mit Wasserstoffantrieb schon so weit, dass sie in den Einsatz kommen können? Wir erklären Ihnen, wie Wasserstoffbagger funktionieren – und welche Rolle sie im Bauwesen der Zukunft spielen!

Technische Grundlagen: Wie funktioniert ein Wasserstoffbagger?

Wasserstoffbagger werden mit einem Brennstoffzellensystem betrieben, das statt Diesel Wasserstoff als Energiequelle nutzt. In der Zelle reagieren Wasserstoff und Sauerstoff miteinander, wodurch Energie entsteht. Diese wird genutzt, um den elektrischen Motor anzutreiben.

Wie tankt man einen Wasserstoffbagger?

Wasserstoffbagger lassen sich über eine Zapfpistole direkt vor Ort auftanken – ebenso wie Dieselmaschinen. Für das Tanken gibt es bereits die ersten mobilen Wasserstoff-Betankungsanlagen, die sich auf die Baustelle transportieren lassen. Das Tanken dauert bei den neueren Modellen nur zehn bis 20 Minuten.

Beispiel: Die JCB Betankungseinheit ermöglicht es, einen Wasserstoffbagger 16 Mal aufzutanken, bevor sie selbst neu befüllt werden muss.

Wie wird Wasserstoff gewonnen?

Wasserstoff wird bei einem Prozess, der Elektrolyse genannt wird, hergestellt. Bei dieser chemischen Reaktion wird Strom genutzt, um Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff zu spalten. Dafür wird ein Elektrolyseure-Gerät eingesetzt. Wird dieses durch erneuerbare Energien betrieben, entsteht völlig emissionsfreier, „grüner“ Wasserstoff.

Welche Unterschiede gibt es zwischen Wasserstoff- und Elektro-Baggern?

Zwar werden Wasserstoff- und Elektrobagger beide mit Elektromotoren betrieben, allerdings liegt der wesentliche Unterschied in ihrer Energiequelle. Der Motor im Wasserstoffbagger wird von der Reaktionsenergie aus Wasserstoff und Sauerstoff betrieben – der des Elektrobaggers hingegen von einer Lithiumbatterie.

Elektro-Bagger

Wasserstoff-Bagger

Energiequelle

Lithiumbatterie

Durch Wasserstoff betriebene Brennstoffzelle

Antrieb

Elektromotor über Batterie

Elektromotor über Brennstoffzelle

Emissionen bei Betrieb

Emissionsfrei

Emissionsfrei

Tanken/Laden

Laden über Stromnetz

Tanken mit Wasserstoff

Tank-/Ladedauer

Mehrere Stunden

Wenige Minuten

Der Elektromotor stößt gerade bei großen Baumaschinen an seine Grenzen: Die hohen Leistungsanforderungen erfordern einen leistungsfähigen Akku – das führt allerdings zu langen Lade- und Stillstandzeiten, die man sich auf vielen Baustellen nicht erlauben kann.

Auch in der Umsetzung von großen Elektro-Baumaschinen ergeben sich Schwierigkeiten, wie beim Hersteller JCB deutlich wird. Der 20 Tonnen Kettenbagger 220X ist bereits ihr zweiter Prototyp eines Wasserstoffbaggers. Ein rein elektrischer 20 Tonnen Bagger wäre, laut JCB, nicht realisierbar gewesen. Dieser hätte für die gleiche Leistung einen 10.000 Kilowattstunden Akku gebraucht, wäre zehn Tonnen schwerer gewesen und fünfmal so teuer als ein Dieselbagger in der Herstellung.

Vorteile und Nachteile von Wasserstoffbaggern

Gerade wenn grüner Wasserstoff zum Einsatz kommt, sind Wasserstoffbagger ideal dazu geeignet, klimaneutral auf der Baustelle zu arbeiten. Aber sie bieten auch weitere Vorteile, gerade im Vergleich mit Diesel- und Elektrobaggern – und Nachteile sowie Herausforderungen, mit denen man sich befassen muss:

Was sind die Vorteile von Wasserstoffbaggern?

  • Emissionsfreiheit im Betrieb: Die Reaktion zwischen Wasserstoff und Sauerstoff in der Brennstoffzelle erzeugt lediglich sauberen Wasserdampf.
  • Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen: Durch die Nutzung von Wasserstoffbrennern ist man unabhängig von Preisschwankungen von Erdgas und -öl. Gleichzeitig werden fossile Ressourcen immer knapper – während mehr in alternative Technologien investiert wird.
  • Kurze Tankzeiten: Das Tanken von Wasserstoffbaggern dauert ungefähr bis zu 20 Minuten, wodurch lange Stillstandzeiten vermieden werden. Das ermöglicht auch lange Arbeitstage von 15 bis 20 Stunden.
  • Flexibles Tanken: Wasserstoff kann direkt zu Baustellen, zu Gruben oder Straßen gebracht werden. Beispielsweise transportiert der Allradler von JCB 100 Kilogramm Wasserstoff auf einmal – dadurch wird eine Energieversorgung von 3.300 Kilowattstunden gewährleistet.
  • Leises und sauberes Arbeiten: Brennermotoren mit Wasserstoff arbeiten leise und erzeugen keine Emissionen auf der Baustelle, die für Arbeiter schädlich sind. Somit ist auch emissionsfreier Tiefbau möglich.

Welche Nachteile bringen Wasserstoffbagger mit sich?

  • Hohe Investitionskosten: Allein bei einer Brennstoffzelle, Leistungselektronik und Batterie liegen die Kosten bei 170.000 Euro – bei einem Dieselmotor nur bei 22.000 Euro. Für 150.000 Euro erhält man einen funktionsfähigen Diesel-Bagger, während der Wasserstoffbagger momentan circa 400.000 Euro kostet. Das liegt daran, dass Katalysator und Reaktionsbeschleuniger der Zelle aus dem seltenen und teuren Edelmetall Platin besteht.
  • Hohe Anforderungen an Kühlsystem: Im Dauerbetrieb wird der Wasserstoffbrenner extrem heiß und muss für eine lange Lebensdauer stark gekühlt werden. Denn im Gegensatz zu Dieselmotoren arbeitet die Brennstoffzelle idealerweise bei 60 und nicht bei 90 Grad. Gleichzeitig darf die Kühlflüssigkeit nicht elektrisch leitend sein.
  • Teure Kraftstoffkosten: Laut der NOW GmbH Metastudie „Wasserstoff-Verbrennungsmotor als alternativer Antrieb“ lag der Preis für Wasserstoff im Jahr 2021 bei 9,50 Euro pro Kilo. Dieser soll nach Prognosen bis 2030 auf vier bis fünf Euro pro Kilo fallen. Dadurch wären die Gesamtbetriebskosten vergleichbar zu Dieselmotoren.
  • Versteckte Emissionen: Zwar liegen die lokalen Emissionen eines Wasserstoffbaggers bei null. Allerdings wird der Strom, der zur Produktion von Wasserstoff aufgewendet wird, zum größten Teil aus Erdgas oder Erdöl gewonnen. Im Jahr 2020 wurden nur 5 Prozent des gesamten Wasserstoffs aus erneuerbaren Energien hergestellt – dadurch entstanden 25 Millionen Tonnen CO₂.

Wie werden Wasserstoffbagger bereits eingesetzt?

Wasserstoffbagger kommen noch nicht flächendeckend auf Baustellen zum Einsatz. Die ersten vereinzelten Einsätze gab es allerdings bereits im Jahr 2021 und 2022: Erstmalig war es möglich, elektrische Hybridbagger für Naturschutzprojekte in den Natura 2000 Gebieten der EU einzusetzen.

Interessant werden Wasserstoffbagger in anderen Einsatzgebieten, in denen Abgase zu Problemen führen – wie beispielsweise im Tunnelbau oder in Ballungsgebieten.

Welche Hersteller unterstützen die Produktion von Wasserstoffbaggern?

Weiterhin beschäftigen sich die größten Baumaschinenhersteller mit der Optimierung von Wasserstoffbaggern, damit diese für Baustellen zulässig gemacht werden:

  • JCB 220X: JCB gilt als der erste Hersteller für Prototypen von Wasserstoffbaggern. Mit einem Budget von 100 Millionen Euro investieren sie aktiv in die Entwicklung von Wasserstoffbrennzellen.
  • Hyundai HW155H: Dieser Hyundai Wasserstoffbagger wurde erstmalig auf der Bauma 2025 in München vorgestellt. Durch die optimierte Brennzellentechnologie hat der Bagger eine Gesamtleistung von 70 bis 100 Kilowattstunden. Gleichzeitig ermöglicht sie einen Dauerbetrieb von bis zu acht Stunden.
  • Hybrid-Bagger H2 Liebherr: Der 30 Tonnen schwere Bagger wird sowohl von Wasserstoff als auch von einem 150 Kilowattstunden Batteriesystem betrieben. Dank des „innolectric On-Board Chargers“ sind AC- und DC-Ladungen möglich – und dank des Wasserstoffantriebs entfallen außerdem Ladepausen tagsüber.

Gibt es staatliche Förderungen für den Kauf von Wasserstoffbaggern?

Es gibt staatlichen Förderungen, die im Rahmen von nachhaltigen und innovativen Vorhaben Unternehmen bei der Anschaffung von Wasserstoffbaggern unterstützen. Die aktuellsten Projekte sind beispielsweise folgende Fördermaßnahmen:

Förderprogramm

Was wird gefördert?

Art der Förderung

KfW-Umweltprogramm (Kredit 240, 241)

Investition in Verbesserung des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung, unter anderem zur Luftreinhaltung und Lärmschutz

Darlehen von bis zu 25 Millionen pro Vorhaben

Klimaschutzoffensive für Unternehmen (KfW Kredit Nr. 293)

Investition in Maßnahmen zur Verringerung, Vermeidung und Abbau von Treibhausgasemissionen

Darlehen von bis zu 25 Millionen Euro pro Vorhaben

Sie haben zudem die Möglichkeit, sich für individuelle Beratung an die Lotsenstelle Wasserstoff zu wenden.

Fazit: Wie sieht die Zukunft der Wasserstofftechnologie im Tiefbau aus?

Franz Loogen, Geschäftsführer der e-mobil BW GmbH, erklärt in einer Studie: „Aktuell kann nicht abschließend geklärt werden, welche Technologie sich langfristig am Markt durchsetzen [...] wird.“ Dennoch müssen die Vor- und Nachteile alternativer Antriebstechnologien bereits jetzt abgewägt werden. Gerade mittlere Unternehmen müssen sich zeitnah überlegen, ob sie in Wasserstofftechnologien für den Bau investieren möchten – oder ob sie stattdessen auf Elektromotoren setzen.

Im Rahmen des Bundes-Klimaschutzgesetzes (KSG) soll klimaneutrales Wirtschaften bis 2045 umgesetzt werden, wodurch Auflagen immer strenger werden. Die nationale Strategie der Bundesregierung aus dem Jahr 2023 sieht aber bereits den Ausbau einer vielversprechenden Elektrolyseinfrastruktur vor. Wasserstoff soll dabei aus Meerwasser erzeugt werden und der Transport von Gas ausgeweitet werden – die idealen Bedingungen, um Wasserstoff-Bagger auch für den Tiefbau zu erwägen.

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